Hurricane Season
Obwohl ich mich bemühe, die New York Times regelmäßig zumindest zu überfliegen, waren die News doch eher in Deutschland als bei mir, dass große Teile San Diegos evakuiert werden mussten infolge von Feuer in ganz Kalifornien. Kimberly ist aus San Diego. Die telefoniert jetzt viel. Aber es ist auch nicht das erste Mal, dass das passiert; in ihrer Kindheit ist die Stadt öfters mal evakuiert worden. Dann gibts für eine Weile Mobile Homes.
Jeden Tag lernt man mehrere neue Sachen. Gestern zum Beispiel, dass jetzt Hurricane Season auf Long Island ist.
Was das bedeutet, habe ich noch nicht gelernt. Klar gibts ein bisschen Wind, aber wir sind ja hier auch an der See. Wie alle anderen Häuser ist auch unseres aus Pappe; man darf also gespannt sein, wie es die neue Jahreszeit meistert.
Es werden mittlerweile schon U.S.-Reisepläne geschmiedet für Herbst und Frühling dann, während man noch überm Tee sitzt und die Musik überlegt für die Party nächste Woche. Während Spring Break mit dem Auto für eine Woche durch die Staaten bis nach Kalifornien, Jane kennt jemanden in Kalifornien. Aber kennen wir nicht alle jemanden in Kalifornien?
Bis dahin brennt es jedenfalls dann nicht mehr.
Mit näherrückendem Halloween bestellt man nun standardmäßig seinen Fairtrade Coffee, No-Trans-Fats Muffin und das Brooklyn Ale mit Pumpkin Flavor. Die Häuser sind mit fluoreszierenden Spinnweben auf ihren Veranden ausgestattet, mit überlebensgroßen Scooby Doo-Aufblaspuppen im Vorgarten, mit lebensgroßen grünhäutigen kariösen Hexen auf dem Treppenabsatz und natürlich jeder Menge Skelette, Fratzen, Trick or Treat-Schildern, einem - wie auch Scooby Doo - aufblasbaren Evil Winnie Pooh und Announcements über Sonderveranstaltungen aus bevorstehendem Anlass.
Schlagartig ist es wieder kalt geworden in terms of 13°C.
Auch die Stadt gestern war wolkig eine andere. Bisher (?) ist es dort aber immer noch wärmer als auf der Insel.
Ich bilde mir ein, dass das von der Gebäudedichte kommt.
Am Union Square setzte sich gestern eine müde Frau hin mit einem Pappschild
- Tired of Prostitution. Need Money Please -
und ihrem ich nehme mal an Zuhälter ridiculously gestikulierend und in weißgoldener Paschajacke right next to her.
Die Frau: schätzungsweise 46, der Typ: etwa 29.
Es wird bald zu kalt zum Draußenstehen.
Richtig warm ist es dagegen unter der Erde, wo jetzt alle Musikstudenten hingehen, um Experimentell-Zither zu spielen, und Promotioner die Special Offers, für die sie jeweils angeheuert wurden, der pendelnden Öffentlichkeit in Rapform präsentieren.
Nun gibt es Wolken, drei Decken, Kapuzen und aber natürlich immer noch den Sonnenbrand vom Wochenende.
Bei Wind und Regen gehe ich jedenfalls nicht mehr joggen, weder in Suburbia noch im Village oder am Strand.
Viele Amis sind übrigens der Auffassung, das Reden über Wetter sei eine deutsche Eigenart.
_vel - Oct 26, 09:09