Tropen
Regenwald. Feucht- und Monsumwald. Grüne Wände. Jede Menge Getier im Dickicht. Dann sonnt sich ein Leguan. Oder zischt etwas in Bodennähe. Tropen: Die Luft klebt zwischen Haut und Tshirt. Nicht unbedingt muss die Sonne dabei scheinen.
Hin und wieder Blumen. Dann flattert etwas auf.
An manchen Tagen kann man die Luft fast greifen. Man kommt nicht in den Regenwald hinein. Da bräucht man schon eine Machete und Schutzkleidung. Man kommt nicht hinein: Das verstehe ich eigentlich überhaupt nicht. Wenn da doch etwas vor mir ist, was ich kennen lernen will. Aber da ist kein Zugang. Ich stehe nur immer wieder vor einer grünen Wand.
Ich gehe herum, versuche von links, versuche von rechts. Aber das ist zuviel gesagt: Denn versuchen kann ich ja gar nicht. Es ist nicht so, dass es schwierig wäre, irgendwo seinen Fuß hinzusetzen. Es ist einfach, dass da überhaupt kein Boden zu sehen ist. Und wo der Bodenbewuchs aufhört und die Lianen-Efeu-Flechterei anfängt, lässt sich ohnehin nicht sagen.
Die Flechterei verhängt die Äste voreinander. Dahinter ist zwar auch was, wie man noch erkennen kann. Aber auch das ist wieder ununterschieden grün. Alles hängt mit allem zusammen. Du denkst, da sind Welten, aber der Fotoapparat kann dir nicht helfen. Alle Fotos sind grün. Man erkennt keine einzige outstanding Form. Kein Blatt, keine Schlinge, keinen Ast, NIX. Es gibt keine Landschaft, sagt man dann zur Kamera. Und löscht die Fotos wieder.
Zu Reportagezwecken sei also gesagt: Der Regenwald ist eines der langweiligsten Fotomotive auf dieser Reise, obwohl die beeindruckendste in natura. Fürs Fotografieren aber viel zu hermetisch. Für Nichtschutzbekleidete Machetenträger.
Von daher gibt es hier nur ein Foto der Palmen, die dem Regenwald vorangestellt waren. Dahinter eine Schneise weißrindiger Bäume, aus denen zB. die Cabañas (Hütten mit Palapadach) gebaut werden. Das dahinter, das Ungefähre Grüne, das wäre er dann.
_vel - Jan 21, 22:28