Friday, 24. August 2007

Moving to Long Island - Port Jefferson Station III

Die einzig melancholische Stunde, die ich bisher hier hatte, war am Dienstag. Die kam bisher immer, wenn ich irgendwo anders neu hingezogen bin, umgeben von Leuten war für eine Weile, und dann danach zum ersten Mal wieder allein. Ich hatte an dem Morgen zuviel auf Deutsch gechattet; da ich da das Englisch noch nicht so gewohnt war (ich will nicht sagen, dass ich das jetzt bin, aber inzwischen wird es einfacher), fiel es mir danach schwer, wieder ins Englische rüberzuswitchen, als Shanaz zu mir rüberkam und ich den Mietvertrag unterschrieben habe. Shanaz fuhr mich anschließend zum Jefferson Plaza, eine Art Einkaufsmeile, mit vielen Billigläden und jede Menge Fastfood. Dort lief ich alleine eine Weile herum, stand wie ein Alien in den großen Läden und starrte auf die schreienden Produkte (non-fat, low-carb, sugar-free, 100%vegan, "I can't believe it's not BUTTER!"-Buttersubstitut, non-GMO, now 20%off, now 10% more + plastic bag, buy 5 - get one free, etc pp), als wäre ich noch nie im Walmart gestanden.

An der Kasse verstand ich das nuschelnde Mädchen nicht. Sie musste 3x fragen, ob ich eine Tüte will. Hatte meine eigene Tüte dabei. Fand sie wohl komisch.
Mangels vernünftiger Lebensmittel und aus Gründen von Hunger kaufte ich schließlich (was ich sonst niemals tue) einen Veggie-Dings beim Subway. Noch ein nuschelnder Typ. (Die geben sich alle keine Mühe.) Habe das System nicht verstanden. Nochmal dreimal irgendwas nachfragen. Beschämt das Etablissement verlassen mit dem Wissen, um 21cent betrogen worden zu sein, aber nichts zu sagen.

Als das Ding (ich meine das Veggi-Ding) dann noch nichtmal nach irgendwas schmeckte, sondern eher an eine Aufeinanderstapelung von Pappe erinnerte, war mir wirklich für einen Moment wie Einsamkeit. Danae, Philosophie, 5Min von mir weg wohnend, und Nanda, auch von der Philosophie und aus der Gegend, kamen vorbei und wir fuhren zum Grocery Store. Ich war zudem auch immer noch ein bisschen gejetlagged, das Sprechen fiel schwer.

Wir holten einen anderen exchange student vom Bahnhof ab, Jakob, fuhren zu Danae nach Hause und dort lernte ich dann Julia kennen, Psychologie, und Wakagi, Politische Philosophie, aus Tokyo. Jakob und Julia sind ebenfalls aus D - aber selbst Deutsch sprechen war an dem Tag schwer. Vermutlich war es eine sprachgrenzüberschreitende Sprachverwirrung.

Aber irgendwann ging es dann wieder. Es wurde noch ein wirklich schöner Abend, das Reden fiel nach einer Weile wieder ganz leicht und ich wunderte mich selbst darüber, wieso der Mittag so trüb gewesen war. Ich wurde per Spaziergang von einer ganzen Gruppe Philosophen nach Hause gebracht. Mit ihnen verbringe ich jetzt auch die meiste meiner Zeit. Es ist wirklich seltsam, was die Leute angeht, fügt sich hier alles ganz ohne mein Zutun zusammen. Ich lerne alle zwei Tage jemand neues kennen, der auch Philosophy Grad ist, mit dem die anderen befreundet sind oder den ich aus einem anderen Kontext schon kannte u.ä. Ich glaube, meine größte Angst war, dass ich hier isoliert sein würde. Was nicht zutrifft.

Erstaunlich aber wahr: Heute fahren wir alle und vielleicht noch ein paar andere Leute nach South Manhattan rein, es gibt ein Umsonst-Konzert von Camera Obscure. Das ist die erste Musik auf meinem Soundtrack für Long Island - mal abgesehen von Grillenzirpen, Zughupen, Möwenkreischen und seltsame-Vögel-Zwitschern. Vor dem Konzert gehen wir shoppen. Ich werde berichten.

Moving to Long Island - Port Jefferson Station II

Das Haus, in dem ich jetzt lebe, gehört einer Frau namens Shanaz. Sie ist aus Bangladesh. Insgesamt wohnen ca. 13 Leute hier, sie selbst wohnt in Stony Brook, wo auch meine Uni ist. Von außen sieht das Haus amerikanisch-suburbian aus und von innen ein bisschen wie aus ner brasilianischen Telenovela.

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Hier also wohne ich jetzt.

Das Haus hat zwei Stockwerke. Ich wohne im oberen mit ca. 5 oder 6 anderen Leuten. Hab noch nicht alle von denen kennen gelernt. Es ist schwierig, hier Fotos zu machen, denn der einzig fotografierbare Raum - vom Platz her - ist die Küche.

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Küche

Für die nächsten Fotos hätte ich eigtl das Licht anmachen sollen, hatte aber keine Lust dazu.

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Ich nehme an, das Brasilianische kommt nicht rüber. Man müsste das ganze Haus sehen. Das EG ist bemalt und mit flamingoartigen Vögeln behängt. Bild 1 ist mein Zimmer; Bild 2 der Flur; Bild 3 so ne Sitzecke für alle. Da mein Zimmer schätzungsweise 10m² hat (vielleicht auch weniger), nutze ich diese sogar.

Mein Zimmer ist so klein, dass ich keine vernünftigen Fotos davon machen kann. Ich zahle $640 dafür (ca. €550) und das ist normal hier. Es hat ein paar Möbel, naja, so ähnlich. Aber ich denke, das Haus ist super. Es liegt zwei Minuten vom Bahnhof weg, und ich werde ja jeden Tag mit dem Zug zur Uni fahren. Das ist sehr praktisch, da viele Orte hier vom öffentlichen Verkehrsnetz einfach abgeschnitten sind - Amis fahren Auto (und zwar wie die Italiener und das besonders auf Long Island).

Ich mag die Gegend, in der das Haus liegt, es ist echt Suburbia, alle Straßen sehen gleich aus. Also, nicht das ganz schlimme Suburbia. Es ähnelt sich halt alles. Die Häuser sehen trotzdem nochmal alle ein bisschen anders aus. Gestern bin ich das erste Mal hier laufen gewesen, und bin auch gleich verloren gegangen - irgendwo zwischen Charmcity Drive und Elm Street. Sprinkler gießen englische Räsen und alle Kids spielen Basketball. Es gibt auch ein paar Freaks, die Matratzen aus Häusern schaffen. Dabei dich finster mustern. Ich drehe 50cent lauter und laufe vorbei.

Zwei meiner Kommilitonen (klingt komisch, das zu sagen) ziehen dieses Wochenende nach Centereach / South Setauket, was ein Paradebeispiel ist für verkehrslagige Abgeschnittenheit. Wenn man da kein Auto hat, läuft man 2 Stunden bis zur Uni, obwohl es gleich der nächste Ort ist. Zwischen Centereach und Stony Brook verläuft eine highway-ähnliche Straße, wo Fahrradfahren zur Lebensgefahr werden kann, da Amis nicht auf Fahrradfahrer achten und da auch schon einige schlimme Unfälle passiert sind.

Die beiden Kommilitonen zahlen soviel wie ich für ihr Zimmer und kriegen aber dafür etwa 3x soviel Platz. Das Haus ist unglaublich. Es hat einen Kühlschrank, in dem man Personen unterbringen kann, 4 Badezimmer für 6 Leute, alle möglichen typisch amerikanischen Wohn-Items und einen riesigen Garten mit Basketballplatz und Zwinger für den Hund und Plastik-Squirrels auf der Porch und für die Gartenpflege allein muss man jemanden einstellen. Wir haben geschätzt, dass das Haus etwa $1Mio gekostet haben muss. Ein (anderer) Kommilitone von uns, 23 Jahre jung, hat es gekauft und vermietet jetzt die einzelnen Zimmer.

Soviel für heute zum Thema "Wohnen auf Long Island".
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