Friday, 21. March 2008

Fuetterung

Wildnis und Machinery

Mit bereits beschriebenem Tier von einem Automobil machten wir uns am Morgen desselben Tages, bevor wir zum Wapitifuettern aufbrachen, auf zum Togwotee-Ausruestungscamp, um fuer mich - denn ich hatte ja mal wieder allet essentielle Gedoens von meiner Reisegepaeckplanung ausgeschlossen - ordentliche Bekleidung fuer die Temperaturen in den Rocky Mountains auszuleihen. Diese besteht aus einer Windbreaker-Latzhose, einer Windbreaker-Jacke, Hartschalen-Skischuhen, Motorradhandschuhen und einem Motorradhelm, alles ueber der mitgebrachten Winterkleidung zu tragen. Folgerichtig kam ich mir fuer den Rest des Tages regelrecht kugelhaft vor, und wanderte meine ersten Schritte in dem Windbrecher-Panzer durch die Landschaft Wyomings wie andere Leute ihrerzeit ueber die Oberflaeche des Mondes.

Auf der Landkarte waren die Wildnis-Gebiete tatsaechlich mit "Wildnis" betituliert und trugen entsprechend auch keine weiteren Namen. Nur manchmal trifft man in ihr auf einen benannten Berg oder Wasserfall. Den gestrigen Nachmittag unternahmen wir eine Snowmobile-Tour in eine dieser Wildernesse, zusammen mit jenem Freund meiner Freundin, der ein Pro in dieser Hinsicht ist, wie bereits erwaehnt wurde, womit zur Genuege hergeleitet sein sollte, wie es zu dieser haarstraeubend wildniswidersprechenden Unternehmung unsererseits kommen konnte.

Nun weiss ich ja nicht, wieviele von euch wissen, was ein Snowmobile ist. Ich wusste es vorher nicht und willigte daher auch ein, ein solches Geraet zu fahren. Am leichtesten beschrieben ist es wohl als eine Art Moped mit vorne so Kurzskiern und hinten so Raupenantrieb wie bei Panzern. So ein Snowmobile ruettelt und rattert beim Fahren hin und her. Es macht zudem auch sehr viel Krach und Abgase, weshalb das Wildnisgefuehl bald verschuett ging. Moegliche Geschwindigkeit der Maschine betraegt etwa 70mph.

Ungefaehrlich war das also auch nicht, da gerade auf schiefer Flaeche das Ding immer mal wieder umkippt und manchmal Leute unter sich begraebt, mich einmal beinahe und andere Leute, an denen wir vorbeimaehten, tatsaechlich. Wobei bei Letzteren auch ein nicht vorgesehener Baum eine Rolle spielte.

Nach einer Weile machte es aber richtig Spass, und waehrend wir so unsere Meilen hinter uns liessen auf dem Weg zu einem der wenigen benannten landschaftlichen Items, flog mir so der Gedanke durch den Kopf, vielleicht doch mal den Motorradfuehrerschein zu machen. Andererseits mag ich Krach und Gestank wirklich nicht, vor allem nicht in Kombination mit Wildnis, und von daher glaub ich wird es bei diesem bloss fluechtigen Gedanken bleiben.

Etwa 30Meilen out of town hatten wir unsere Fahrt begonnen und weitere 10-20Meilen spaeter erreichten wir schliesslich den Granite, was ein Berg ist, und unter ihm die nach ihm benannten Granite Hot Springs. Dort machten wir Picknick und fuer eine Weile Pause in den dampfenden Quellen, waehrend es erneut schneite. Auf unserem Rueckweg machten wir noch einen Abstecher zu den Granite Creek Falls.

Trotz motorisierter Zivilisationstaetigkeit bin ich im Laufe des gestrigen Tages verschiedenen Tieren zum ersten Mal begegnet. Zunaechst mal waren da die Wapitis, von denen ich schon schrieb. Auf unserer Rueckfahrt mit den Snowmobiles traf ich auf einen Fichtenmarder und auf einen Schwarzkopfhaeher, was ein grosser blauer (!) Vogel ist und tolle Toene zustandebringt.

Auf derselben Rueckfahrt fanden wir einen Weisskopfseeadler (da isser also endlich) auf einer Ebene sich ueber gefluegeltes Aas hermachen, vermutlich eine Gans. Was in der Corporate Identity der Vereinigten Staaten so majestaetisch seine Fluegel ausbreitet, verhaelt sich auf freiem Feld wie ein Aasgeier, und tatsaechlich scheint zwischen Adlern und Geiern kein allzu grosser Unterschied zu bestehen, korrigiert mich wenn ich irre. Als wir naeherkamen, krallte sich der Adler das Gedaerm und flog bemerkenswert langsam ueber die Ebene zu einem Picknickort weiter weg als der vorige.

Als wir schliesslich wieder in town waren, wanderten links von unserem Auto Amerikanische Elche ("Moose") ueber einen Parkplatz, der sich mittlerweile im Dunkeln befand, da waehrend unserer Rueckfahrt vom Snowmobiling die Sonne untergegangen war.
Zuhause angekommen, blieben uns 20Minuten fuer Umkleide und danach ging es straight weiter (was habe ich letztens ueber die amerikanische Aktivitaet gesagt) zu einer Geburtstagsfeier der Bauchtaenzerin und Pferdewirtin aus Florida, mit geladener Gesellschaft ins teuerste Restaurant der Stadt (oh deer) und danach nochmal ortsauswaerts in einen anderen Ort namens Wilson in eine Bar&Disco, in der neben allen Westernklischees auch die urbanste Musik vertreten war, die man in Clubs in Europe und New York City so generell zu hoeren bekommt. Eine eigenartige Mischung. Ich machte Bekanntschaft mit dem amerikanischen Binge-Drinking (und das habe ich selbst nicht so bezeichnet, vielmehr zitiere ich an dieser Stelle Einheimische) und irgendwann in der Nacht mussten wir auf irgendeine Weise wohl wieder zuhause angekommen sein, weil das ist, wo ich vorhin aufgewacht bin. Ende der Geschichte.

Wapitifuettern in der Wilderness

Da waeren wir wieder, mit Kater, Muskelkater und Sonnenbrand. Wieviel in einen Tag passt - und verwies ich nicht unlaengst auf die amerikanische (one might say) Hyperaktivitaet? Mein Tag begann gestern um 6.30am und endete vermutlich irgendwann around 3am in der darauffolgenden Nacht. Und es war zwar alles anstrengend, aber nichts davon war Arbeit. Ich glaube, wir nennen es Urlaub.

Fruehmorgens, die Sonne befand sich noch hinter den Bergen, machten Veronica und ich uns zum Wapitifuettern auf. Die Terminologie ist irrefuehrend. Ein Wapiti bekommt im Deutschen oft den Zusatz -hirsch. Im American English heisst ein Wapiti jedoch einfach elk. Was wir in Europa als Elch bezeichnen, heisst auf Amerikanisch moose.
Anyways, ich dachte, wir wuerden ein paar Bueschel Heu an eine Herde auf einer Koppel verfuettern. Ich hatte mich geirrt.

Es ging ewa 10Meilen nach draussen in die Bergwelt, zum Arbeitsplatz desjenigen Cowboys, mit dem ich mich an meinem ersten Abend hier in der Saloon-aehnlichen Bar unterhalten hab. Der andere von dem Abend, der Snowmobile-Touren anbietet, war ebenfalls mit von der Partie. Insgesamt waren wir also zu viert.
Zwei Pferde bekamen ihr Geschirr und wurden vor ein Holzgefaehrt gespannt, was ich als eine Mischung aus Schlitten und Ladeflaeche beschreiben wuerde. Auf diesem Gefaehrt ging es dann hoch und nieder durch die frisch verschneiten Holperwiesen, bis wir zu einer Futterunterstelle kamen. Dort beluden wir die Schlittenlade mit Heuquadern, deren jeweiliges Gewicht etwa 10-20kg betragen haben musste. Die Quader befanden sich bis unter die Decke der Unterstelle gestapelt. Once die schleppbaren da bodennahen Quader waren auf der Ladeflaeche verstaut, mussten wir mit so Eiskletterhaken in den Haenden und am Heu die ca. 10m hohe Quaderstapelung hinaufkraxeln und von oben mehr Heu nach unten werfen.

Dann ging es eine Weile nach draussen, bis wir auf eine Ebene am Fusse einer Berggruppe kamen, die eine grosse Herde Wapitis als ihr Winterresort erwaehlt hatte. Im Schnee standen die Tiere dann alle und warteten oder ahnten oder raetselten, was sich da fuer ein Gefaehrt wohl naeherte.
Als wir nahe genug waren, mussten wir dann erst stehenbleiben eine Weile und warten, bis die Herde uns angenommen hatte. Das braucht eine Weile, die sind ja wild, sagte der Cowboy, von niemandem gezuechtet und auch nirgendwo gehalten. Kennen keine Menschen. Viel mehr sagte er nicht.

Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung und umfuhren die Herde an einer Seite; waehrenddessen loesten zwei von uns die zusammengebundenen Heuquader und warfen bei Fahrt das Heu vom Schlitten. Alsdann kamen die Wapitis naeher. Bald fing es wieder an zu schneien. Die Wapitis frassen und wir fuhren zurueck zur Unterstelle, beluden den Schlitten erneut und machten uns dann wieder auf den Weg zurueck zu den Tieren. Das Ganze wiederholte sich vier- oder fuenffach, bis genug Heu unter die Herde gebracht war.
Als wir schliesslich die Wapitis verliessen und von der Ebene zurueck zur Unterstelle und von da aus wieder holpernd die Wiese zur Pferdekoppel schlitterten, wo die Pferde wieder entschirrt und auch selbst dann gefuettert wurden, stand hoch eine zitronengelbe Sonne in der Stratosphaere. Es war Mittag.
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